Roman Kulkovetz lebt seit März diesen Jahres in Deutschland und gilt bei Makkabi Frankfurt bereits jetzt als einer der besten Schach – Spieler. Dieses Interview führte Igor Grinberg, Schach – Abteilungsleiter, mit Roman. Inhalt ist das Leben von Roman in Deutschland und wie er Makkabi in dieses integriert hat.
Wir führen dieses Interview auf deutsch und beginnen direkt mit der ersten Frage. Du sprichst hervorragend deutsch und fast ohne Akzent. Wie ist es dir gelungen eine fremde Sprache so schnell zu erlernen?
Ich weiß nicht, es fiel mir leicht die Sprache zu lernen. Zwei Monate besuchte ich eine deutsche Schule und dort habe ich nur deutsch gesprochen, weil niemand englisch reden konnte. Die Jungs aus meiner Klasse haben mir in den Pausen neue Wörter beigebracht, die ich den nächsten Tag aufsagen sollte. So habe ich die Sprache dann schnell gelernt.
Es haben sich alle gewundert, wie schnell du so gut deutsch sprichst. Das ist hervorragend. Erzähl uns bitte, wie du dich hier in Deutschland eingelebt hast. Was sind die größten Unterschiede zwischen der Ukraine und Deutschland für dich?
Die beiden Länder sind komplett unterschiedlich. Alles ist anders: Währung, Menschen, Kultur und Sprache. In Deutschland ist es sehr schön – in Frankfurt auch.
Gefällt dir Frankfurt? Du kommst aus der Großstadt Kiew. Ist es ähnlich oder anders?
In der Ukraine haben wir keine Bahnen. Wir haben nur Busse, aber niemand weiß über den Zeitplan von ihnen Bescheid. Der Bus kann jede halbe Stunde oder gar nicht kommen. Man weiß das nie.
Ja, hier ist es alles ordentlich nach dem Plan. Hast du in der Ukraine schon was von Makkabi gehört?
Nein, noch nie.
Wie gefällt es dir bei uns?
Makkabi ist ein cooler Verein. Ich spiele nicht nur Schach bei euch, sondern auch Tischtennis.
Ja, wir bieten auch noch viele andere Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen. Es ist eine gute Möglichkeit, wenn du auch Tischtennis bei uns spielst. Wie findest du unseren Großmeister Gurevich? Ich habe einige Trainingseinheiten mitverfolgt und man merkt ihr versteht euch sehr gut.
Manchmal ist er etwas streng, aber es macht immer Spaß mit ihm zu arbeiten und Schach zu spielen.
Ihr seid aber auch so viele Kinder und macht ab und zu Quatsch, dann muss er manchmal strenger werden. Er ist nicht nur Großmeister, sondern auch Lehrer und lehrt euch das Benehmen. Ist dir aufgefallen, dass Makkabi sehr multikulturell ist? Die Kids haben so viele Kulturen. Wie wurdest du von allen aufgenommen?
Das gefällt mir wirklich sehr, dass jeder aus einem anderen Land kommt. Vor allem weil viele russisch sprechen, macht es das Training etwas einfacher für mich.
Du hast vor einigen Wochen an der Bezirksmeisterschaft teilgenommen und gewonnen. Könntest du darüber kurz etwas erzählen?
Es war nicht so schwer zu gewinnen, weil die Ratings von den anderen sehr hoch waren. Mein einziger Gegner hatte ein Rating von 20 und der Rest weit über 400. In der letzten Runde haben wir gegeneinander gespielt, nachdem ich vier Partien gewonnen habe. Mein Ziel war es auf dem ersten Platz zu landen.
Trotzdem waren es 22 Teilnehmer und du hast es geschafft den U12 – Wettbewerb zu gewinnen. Du spielst so stark, dass du schon in der Erwachsenen – Mannschaft eingesetzt wird. Ist es anders gegen Erwachsene zu spielen?
Es ist definitiv anders. Manchmal mögen es die Erwachsenen aber nicht, wenn sie gegen ein Kind verlieren. Einige finden sich mit der Niederlage ab. Viele sind traurig, dass sie gegen mich verloren habe, weil ich so viel jünger bin.
Sie unterschätzen dich. Gegen wen macht es dir mehr Spaß zu spielen?
Gegen Erwachsene.
Das habe ich mir schon gedacht, weil du neulich wieder gegen einen Erwachsenen gewonnen hast. Ich weiß, dass du dich sehr viel mit Schach beschäftigst. Erzählst du bitte, wie lange du pro Woche trainierst?
Eigentlich ist das unterschiedlich. Mit einem Trainer dreimal pro Woche je drei Stunden, mit einem anderen Trainer auch zweimal pro Woche je zwei Stunden und bei Makkabi auch in dem Umfang.
Wow, das ist schon sehr viel. Ich glaube keiner von unseren Kids trainiert so viel wie du. Es ist schon ordentlich, wieviel Zeit du in Schach investierst. Macht dir das Spielen immer Spaß oder musst du dich manchmal zwingen zu trainieren?
Nein, es macht mir immer zu spielen und im Training mehr zu lernen.
Was fasziniert dich so am Schach, dass du immer motiviert bist?
Es gibt kein Spiel wie Schach – man muss viel Denken. Ich muss meine Denkstärke und mein analytisches Denken bei jedem Spiel einsetzen.
Hast du noch andere Hobbys neben dem Schach?
Ja, Fußball und Tischtennis.
Deine Mutter hat erzählt, dass du auch musikalisch talentiert bist. Kann es sein, dass du gut singst? Hast du das in der Schule gelernt?
Ja, in der Ukraine gab es in der Schule einen Chor. Aber auch außerhalb der Schule habe ich in einem Chor mitgesungen.
Das ist bestimmt einer der Gründe, warum du die deutsche Sprache so schnell erlernt hast. Wie gefällt es dir in Deutschland in der Schule?
In Kiew war ich auf einem Gymnasium. Hier bin ich auf einer europäischen Schule, die mir sehr gefällt. Es gibt sehr viele Menschen aus verschiedenen Ländern. In meiner Klasse kommen fünf der 30 Kinder aus Deutschland. Der Rest ist multikulturell.
Was würdest du sagen, wo war die Schule anstrengender? In Kiew oder in Frankfurt? Ohne Berücksichtigung der Sprache.
In der Ukraine war es ein wenig schwieriger. Die Mathe – Themen, die ich in Kiew in der 3. Klasse gelernt habe, mache ich in Frankfurt erst in der 5. Klasse.
Ja, das sagen viele! Hast du schon eine Vorstellung, was du beruflich machen willst in der Zukunft?
Ich wollte immer ein Fußball- oder Schachspieler werden. Aber ich bin mir noch nicht sicher.
Da kommen wir direkt zur nächsten Frage: Würdest du gerne professioneller Schachspieler werden?
Das weiß ich noch nicht. Schach ist sehr schwer und ich bin mir unsicher, ob ich es professionell machen möchte. Vielleicht möchte ich aber auch ein Ingenieur, wie mein Vater werden. Ich habe wegen ihm sehr viel über Computer und IT gelernt und das würde auch Spaß machen.
Du hast sehr viel Talent und Spaß am Schach, deswegen würde ich dir empfehlen, damit nicht aufzuhören. Im Namen des gesamten Vereins, will ich dir und deiner Familie nur das Beste wünschen. Viel Erfolg im weiteren Leben und im Schach. Ich bin sehr froh, dass du Teil unseres Vereins bist. Danke für das Interview!